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Another kind of demand

Grundrisse für Muslime

Ein guter Entwurf sollte den Wohnungsbedarfs der Bewohner decken können, wobei dieser von einigen Faktoren wie das Alltagsleben und der Gewohnheiten beeinflusst wird. Angesichts dessen möchte ich mit diesem Beitrag versuchen eine andere Nachfrage für Grundrisse näher zu bringen. Der gläubige Muslim verrichtet seine Gottesdienste (İbādah) nicht nur in Gebetshäusern wie Moscheen. Die İbādah ist im weiteren Sinne als eine Ausführung der Gesetze Allah’s zu verstehen, die Handlungen im alltäglichen Leben prägen und somit einen anderen Raumbedarf erzeugen. Vielen fällt wahrscheinlich das Verrichten des Gebetes fünf mal am Tag vorerst ein,mit Verständlichkeit sollte für diese Handlung angemessen Platz mit eingeplant werden, da sie einen hohen Stellenwert im Leben eines Mulims hat.

Der Entwurf sollte den Raumbedarf der Familie seelisch und körperlich decken können. Ein knapp gehaltener Grundriss ist meist auch der Grund einer unglücklichen bzw. bedrückten Gesellschaft. Der Prophet erwähnte nach, den Überlieferungen (Hadithe) ein ausreichend großes Haus als ein Glück für den Moslem.¹ Solch ein Grundriss bedeutet die Achtung, der Privatsphäre des Einzelnen. Zum Beispiel ist für das Ehepaar der Familie ein seperates Zimmer angesehen, wobei eigentlich alle Entwürfe heutzutage diesem Punkt gerecht werden. Im Weiteren sollte für kommende Gäste ein Wohnzimmer bereitgestellt werden, wo sie angemessen bedient werden können. Laut den Hadithen vom Propheten haben Gäste das Recht darauf, von einem Tag und einer Nacht bis zu drei Tagen zu verweilen und dementsprechend sollte man daran denken.² Je nach Bedarf können weitere Zimmer miteingeplant werden. Beispielsweise sollten Großeltern, die bei der Familie wohnen ein eigenes Zimmer haben, wobei das Miteinanderleben in gläubigen Familien geschätzt wird. Allgemein für ein Mitglied, der bei der Familie lebt sollte auf jedenfall ein weiteres Zimmer bereitgestellt werden. Der Raumbedraf hängt also von der Anzahl der Familienmitglieder ab, was wir als Prinzip beim Entwerfen gewohnt sein sollten.

Das Thema “Gäste” sollte jedoch näher erläutert werden, da die Handlung im westlichen Bild andere Kriterien hat. Denn bei der Bedienung und dem Verweilen mit den Gästen gibt es paar Punkte, die zu beachten sind. Währenddessen sollten den Männern und den Frauen getrennete Wohnzimmer zur Verfügung gestellt werden, denn der Islam sieht für ein friedliches Miteinander getrennte Aufenthaltsräume vor. Beispielsweise können sich die Frauen untereinander freier bekleiden und die Männer müssen ihren Blick nicht senken, daher ist das Planen einer getrennten Sitzmöglichkeit notwendig, wobei diese Punkte kurz erwähnt sind. Denn nur wenn die Möglichkeit nicht besteht oder die Familienmitglieder füreinander helal (erlaubt) sind kann man darauf verzichten getrennt zu sitzen.

Während dem Entwerfen muss auf jedenfall an die Kinder gedacht werden. Der Stellenwert des Nachwuchses ist sehr hoch gehalten, denn die neue Generation ist die kommende Gesellschaft und sollte deswegen qualitativ aufwachsen können. Daher sollte ausreichend Raum zum Spielen und für die Erziehung miteingeplant werden, denn der İslam empfehlt und ermutigt den Muslim zu einer Großfamilie.

Ein weiterer Punkt sind die Sanitärräume. Die Richtung der Toiletten und der Bäder sollte möglichst so geplant werden, dass der Benutzer nicht mit dem Gesicht oder mit dem Rücken zur Qibla (die vorgeschriebene Gebetsrichtung, von der eigenen Position zur Kaaba hin) wendet. Man sollte die Positionierung der Räume im Angesichts der Privatsphäre berücksichtigen, wobei in dem Fall an die İbādah des Badens gedacht wird. Denn im İslam ist das Baden in manchen Situationen ein Gottesdienst, deswegen sollten für Ehepaare ein angemessen privat gehaltener Sanitärraum mit Dusche geplant werden. Wenn möglich ein seperates für die Kinder und ein weiteres für die Gäste.

Da wir den Raumbedarf im Gesamten besprochen haben, möchte ich darauf ansprechen, dass die Punkte sehr ideologisch aufgelistet sind. Im Moment mag es so scheinen, dass dies nicht gemäß der jetzigen Flächenknappheit in den Städten umsetzbar sei. Trotzdem sollte man den Versuch wagen und wenigstens dem Ideal nahe wie möglich entwerfen. Ein guter Entwurf kann auch auf knappem Quadratmeter viel bewirken.

Zuletzt sollten noch paar weitere Kriterien berücksichtigt werden, da der Muslim auf die Rechte seines Nachbarn achten soll, die der Islam ihm gegeben hat. Einige seiner Rechte sind im Bereich der Stadtplanung und mittlerweile in Bauverordnungen zu finden. Der Prophet sagte, dass ein Muslim sein Gebäude nicht höher erbauen soll, als die seines Nachbars, damit er den Wind und das Tageslicht nicht blockiert.³ Er soll im Einklang mit den Nachbarbebauungen sein Gebäude errichten, was der jetzigen Städteplanugsrichtlienen und Abstandsflächen entspricht. Mit dem letzten Punkt haben wir uns einen Einblick der allgemeinen Entwurfskriterien verschaffen können. Entsprechend der Nachfrage werde ich versuchen im laufenden eine Antwort im Entwurf zu finden und würde mich auf euer Interesse freuen.

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¹ Müsned, 1/168
² Buhârî, Edeb, 31, 85; Müslim, Lukata, 14
³ Heysemî, Mecmeu’z-Zevaid, c.VIII, s.165.

 

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